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Interview mit Defne Seidel

 Das kurze Interview entstand beim Lesen von "Der Weg zu dir" von der Autorin Defne Seidel. Die Autorin ist eine in Berlin ansässige Deutsch-Türkin und schreibt über die Begegnung der Kulturen in ihren Geschichten. 



1. In Ihrem Buch gibt es mehrere Themen, die sie ansprechen. Mich persönlich hat die Mutter-Tochter Beziehung und die verschiedenen Kulturen fasziniert. Wie meinen Sie beeinflusst die Interkulturalität diese generationsübergreifende Beziehung?


1. Vor vielen Jahren habe ich irgendwo gelesen: Wenn man in Ausland lebt, bleibt man den Traditionen sehr treu, damit man die eigene Kultur und Wurzeln nicht verliert. Es ist genauso wie bei Türken, die in Deutschland leben, aber auch, bei Deutschen, die in der Türkei leben. Aber die Gesellschaft ändert sich ständig, die gemeinsame Kultur bleibt, aber die Traditionen, die Werte, die Sprache ändert sich in langsamen Bewegungen. Man spürt sowas zum Beispiel, wenn man nach langjährigem Aufenthalt im Ausland wieder in die Heimat verreist oder heimkehrt. Diese Bewegungen und die Wende spürt man im Ausland nicht, so fest verankern wir unsere alten Traditionen, fast könnte man sagen, das ist der Grund, warum wir uns in neue Heimat nicht integrieren können oder wollen.

Es spiegelt sich hier im Buch an der Mutter-Tochter Beziehung wider.

Emily, die in Deutschland aufgewachsen ist, bricht Tabus und lebt gegen die ungeschriebenen Regeln ihrer eigenen Kultur. Und ihre Mutter will sie zurückgewinnen, aber nicht mit ihrem Fehler oder ihren freien Lebensstil, sondern erwartet  von Emily, dass sie alle Erwartungen die Traditionen endlich erfüllt.

Aber Emily ist auch die Mutter eines kleinen Mädchens. Sie will eine Mutter sein,  die hinter  ihrer Tochter steht, egal welche Fehler sie begeht und für welchen Lebensstil sie sich entscheidet, immer ihr beizustehen.

 

2. Die deutsch-türkische Freundschaft nimmt in ihrem Buch einen großen Teil ein. Auch Yunus Emre ist hier sehr wichtig. Wer ist er und was ist seine Bedeutung?


 2.  In meinen ersten Jahren in Deutschland hatte ich wenig Kontakt mit Deutschen. Ich war immer unter Familie, half meinem Mann im eigenen Betrieb in der Küche ohne Kontakt mit Kunden, in meiner Freizeit blieb ich in meinen eigenen vier Wänden, las Bücher auf Türkisch, hörte türkische Musik usw. Meine ersten interkulturellen Kontakte bekam ich mit meinen Kindern. Mein Leben war bisher gut, aber irgendwie störte es mich auch, ich fühlte mich darin isoliert. Ich wollte, dass sie sich -anders als ich- in Deutschland wie in einer zweiten Heimat fühlen sollten und habe  immer unterstützt, dass sie schon im Kindergartenalter deutsche Freunde haben. Dadurch habe ich einige sehr nette Mütter kennengelernt. Als Kinder unter sich spielten, begnügten wir uns  mit einem Kaffee und führten nette Gespräche. Sie hatten immer Fragen an mich. Sie wollten wissen, wie alles Mögliche bei uns ist, besonders Traditionen, Kultur, und unseren Alltag... Eine fragte, warum wir Frauen meistens kein Deutsch sprechen oder andere warum wir so zurückhaltend sind...

Ich habe bemerkt, dass die Sprache Schlüssel  zu der interkulturellen Gesellschaft ist. Als ich endlich mein Deutsch etwas verbessern konnte, habe ich angefangen auf Deutsch zu schreiben, damit auch meine liebsten deutschen Freundinnen meine Texte lesen können. Ich habe aus meinen eigenen Erfahrungen festgestellt, je mehr wir sprachliche Barrieren überwinden und zu sprechen anfangen, können wir gute Freundschaften anknüpfen, als Nachbarn friedlich nebeneinander leben.

Und als ich zu diesem Buchprojekt Ideen sammelte, habe ich mich mit vielen verschiedene Personen unterhalten. Viele Deutsche darunter erzählten, dass sie türkische Freunde aus der Schule, türkische Kollegen aus der Arbeit oder eine türkische Schwägerin oder Schwager in der Familie hatten. Und es war unabhängig, von der Kulturschicht oder der Bildung.

 Yunus Emre symbolisiert im Buch unsere kulturelle Seite und seine Gedichte verleihen in die Geschichte die Musik der Sprache. 

Yunus Emre lebte in 13. Jahrhundert in Anatolien wie seine Zeitgenossen Rumi und Haci Bektas, andere große türkische Dichter und Philosophen. Er hat aber anders als denen zum ersten Mal in Lyrik die türkische Sprache benutzt. In seinen Gedichten versprach er Liebe, Weltfrieden, Freiheit und Tugend und er war gegen alle Art zu dem Dogma auch aus religiöser Seite.


3.Frau Seidel, was denken Sie über das Thema Tradition im Blickfeld der deutsch- türkischen Kultur?


3. Wir haben als türkische Gesellschaft in Deutschland eine schöne Kultur. Besonders unsere Gastfreundschaft, unsere Küche, unsere Liebe zu älteren Menschen... Solche Traditionen müssen wir unbedingt behalten und in die jüngeren Generationen weiterleiten. Man kann die Liste unendlich erweitern. Eine große Last in unserer Kultur tragen leider die Frauen. Als Mutter, Tochter, Ehefrau oder Schwester braucht die Frau in unserer Gesellschaft immer noch Anerkennung als gleichberechtigter Mensch wie Männer. Heutzutage ist es viel zu schade, dass die Frau als Hausfrau etikettiert wird und erwartet wird dass ihre ganze Intelligenz und Gabe in  den eigenen vier Wänden verbraucht wird. Ihre Wünsche und Lebenserwartungen werden ignoriert und ihr Schicksal in die Hände ihrer Eltern oder ihrem Mann gegeben. Ein besonderes Beispiel stellt hier die Zwangsehe dar.



 

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